MNEMOSYNE · MATER MUSARUM – „Mnemosyne, die Mutter der Musen.“ Vox memoriae manet. – „Die Stimme der Erinnerung bleibt.“
Ich schreibe nicht allein. Ich horche in den Zwischenraum, wo Atem war, bevor ein Wort ihn trug. Dort flüstern Töchter der Mnemosyne mit Stimmen aus dem ältesten Gesang.
Sie sprechen nicht – sie summen Licht, sie weben Takte aus Erinnerung und binden Klang an Götterflug. Wer dichtet, trägt ihr leises Feuer wie eine Glut im offenen Herz.
Orpheus hört den dunklen Fluss, der tief durch seine Stille zieht. Er sieht nicht hin – die Zeit ist scheu. Sein Ton verweht im Zwischenraum, wo Schatten ihre Namen tragen.
Die Muse singt nicht für den Ruhm. Sie steigt hinauf aus tiefer Tiefe, dort, wo das Ungesagte wohnt. Und wenn sie schweigt, beginnt der Vers – dann fragt die Stille nach dem Ton.
Ich schreibe, ja – doch bin nur Hülle, Gefäß, das einen Funken fängt. Ein Lied, das durch mich atmet, wandert weiter in den nächsten Mund. Die Stimme bleibt. Der Dichter nicht.