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Maximen & Notate

Arbeitssätze & Momentaufnahmen.

Regeln und Feldnotizen,
zwei Werkzeuge:

Maximen –
knapp formulierte Regeln für Entscheidung und Praxis.

Notate –
konkrete Miniaturen aus der Beobachtung, offen für Deutung.

Präzision, Bild, Rhythmus.
Ein Satz, ein Gedanke, kein Polster.

Diese Sammlung wird fortlaufend ergänzt.


Hinweis


Maß statt Meinung

Blatt Papier mit Pen und Tasse Kaffee auf Schreibtisch

Acht Klare Regeln

Entscheide langsam, handle zügig.
Beginne klein, prüfe früh, skaliere spät.
Frage zuerst: Ziel? Dann: Maß?
Beobachtung vor Meinung.
Sag weniger, damit das Richtige übrig bleibt.

Kritik ans Werk, Respekt zur Person.

Fehler notieren, nicht verstecken – sie sind Kapital.

Setz den Punkt, dann den nächsten Satz.

Küchen-Notate

Fein geschnittene rote Zwiebeln und Kochmesser auf Holzbrett; dahinter Salzschale, etwas Thymian und ein dampfender Topf im warmen Küchenlicht

Acht Atemzüge am Brett.

Zwiebeln auf, der Tag weint kurz mit.
Messerflanke: Knoblauch duftet an Stahl.
Pfanne leer – dann das erste Zischen, wie Zustimmung.
Salz zwischen Fingern: Schnee im August.
Dampf beschlägt die Brille; die Suppe wird vertraulich.
Pfeffer niest die Luft wach.
Ein Löffel probiert und nickt.
Später: Stille Teller, warme Hände.

Stadt-Notate

Strassenbild im Regen

Acht kurze Bilder.

Haltestelle. Warmer Bäckerlufthauch zwischen zwei Böen.
Schaufenster: Gesichter schauen sich an, ohne zu sehen.
Eine Taube stolziert durch Kopfhörerwelten.
Ampel grün; der Regen bleibt rot im Rücklicht.
Treppenhaus: Curry, Parfum, Waschmittel – Etagen reden.
Im Aufzug übt jemand ein Lächeln.
U-Bahn zieht ein Komma in den Tag.
Spät: Neon summt; die Straße verhandelt mit der Pfütze.

Werkbank des Schreibens

Füller auf liniertem Blatt mit gestrichenen Zeilen; Tasse und Kerze im Hintergrund.

Acht klare Regeln.

Schreiben heißt streichen, bis klar ist, was gemeint ist.
Beginne mit Bild, nicht mit Meinung.
Konkretes vor Abstraktem.
Zeige Details; erkläre sparsam.
Nütze Form als Wekzeug, nie als Fessel.
Kill your darlings; behalte den Kern.
Zitate selten; Quellen sauber.
Veröffentliche erst, wenn die schwächste Zeile trägt.

Viermal wechselt das Licht die Richtung. Notate aus den Atemzügen des Jahres.

Frühling-Notate

Junges Blatt im Gegenlicht; nasser Weg, zartes Grün am Rand, weich verschwommen.

Acht Atemzüge im Aufbruch.

März, früh. Eine Knospe reißt leise; die Erde riecht nach Regen.
Pfützen mit dünner Haut; unter dem Schritt bricht sie weg.
Heizung aus, Fenster auf Kipp: die Wohnung hat neue Luft.
Erste Biene am Balkon; Gelb probt die Kehle.
Am Wegrand setzt Gras ein helles Grün.
Regen wird wärmer; der Asphalt dampft kurz.
Wäsche draußen; der Wind probiert den Stoff.
Abends: Amseln ordnen den Hof.

Sommer-Notate

Flirrende Hitze über heller Straße; harter Schattenrand, ferne Bäume weich.

Acht Atemzüge im Licht.

Mittag: Luft flirrt über dem Weg.
Die Stadt riecht nach Stein und Pfirsich.
Schatten sind Zimmer ohne Wände.
Am Fluss: Wasser wiederholt sich; Haut trocknet schnell.
Vor dem Gewitter: Metall im Mund, eine Stille zu viel.
Grillrauch zieht Linien zwischen Balkonen.
Mücken setzen Punkte; die Hand macht Wind.
Nacht: Fenster offen; ein Zug klingt wie Meer.

Herbst-Notate

Nasser Feldweg mit gelben Blättern; feiner Regen im Gegenlicht, weiches Grau.


Acht Atemzüge zwischen Ernte und Frost.


Oktober, spät. Regen an der Scheibe; Tränen bleiben draußen.
Weg am Feld. Gold in Pfützen – der Wind zählt die Reste ein.
Morgennebel. Die Welt spricht leiser; Farben antworten ohne Stimme.
Blätter fallen. Der Boden behält sie wie Notizen.
Tage kürzer; die Küche wird zum Gesprächszimmer.
Ein Apfel in der Hand: säuerlicher Duft, Vorrat im Kern.
Erster Reif. Das Gras tut so, als schlafe es nur.
Zwischen Ernte und Frost: eine Stunde ohne Rand.
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Winter-Notate

Verschneiter Gehweg im Abendlicht; sichtbarer Atem, Salzrand am Straßenrand.“

Acht Beobachtungen im Weiß.

Januar, früh. Atem vor dem Gesicht; die Straße zählt Schritte.
Fensterkitt kalt; das Radio spricht wärmer als die Küche.
Schnee am Rand, graues Salz darin.
Handschuhe aus: der Schlüssel erzählt Metall.
Die Stadt klingt gedämpft; Sirenen liegen tiefer.
Ein Hund im Park: schwarze Punkte im Papier.
Später: Licht auf Heizkörperrippen, flackerndes Morse.
Abends: Tee, der Raum wird kleiner und stimmt zu.