Haiku

Natur, Jahreszeiten, der flüchtige Moment (klassisch: 5–7–5 Silben).


🌿Augenblicke aus Atem und Wind

In einer Welt, die oft zu laut denkt und zu schnell spricht, lauscht das Haiku dem Flüstern.
Es ist kein Gedicht wie andere – es ist eine Geste, eine geöffnete Hand für das Flüchtige,
das Lebendige, das Vergängliche.

Ein Haiku sagt wenig und meint viel. Es braucht nicht viele Worte, denn es kennt die Kraft
der Stille. Es fängt den Moment wie Tautropfen im ersten Licht – und lässt ihn wieder gehen.

Diese Sammlung wandert mit den Jahreszeiten: sie folgt dem Falter durch den Frühling,
lauscht den Liedern des Sommers, verneigt sich vor der Vergänglichkeit des Herbstes
und ruht im Schweigen des Schnees. Immer wieder aber kehrt sie zurück zum Wesentlichen:
zum Staunen, zum Spüren, zum einfachen Sein.


🌸 Frühling

Gänseblümchen

ganz im grünen Gras träumt ein kleines Gänseblümchen von der weiten Welt

Frühlingsbote

in der Morgensonn’
flattert ein Zitronenfalter –
gelbes Frühlingskleid

Morgenspaziergang

Licht aus fließendem
Gold und Vogelgesang – wie
Musen für Verse

Die Rose in der Knospe

tiefer Wunsch zu blühn –
eine Knospe hält den Duft
der Liebe bereit

Löwenzahn

weiße Elfentanz
über gelbem Löwenzahn –
Wunsch fliegt in die Welt

Frühlingserwachen

Blüten, zart entfaltet
Sonnenstrahl auf zartem Grün–
Frühlingswind erwacht

Morgendämmerung

Tautropfen glänzen
tränengleich auf Blütenpracht –
ein letzter Nachtgruß

🌞 Sommer

Open-Air-Konzert

im Gras, wild und frei
zirpen Grashüpfer im Takt –
Sommerkonzert klingt

Naturfarbenspiel

entlang Weg und Bach
blüht der Sommer mit Farben –
Natur tanzt im Wind

🍂 Herbst

Herbst I

tiefer Nebel fällt –
Silhouetten von Bäumen
lautlos im Erwachend

Herbst II

verfärbtes Blatt fällt
und der Wind nimmt es mit fort –
ein stiller Abschied

❄️ Winter

Haselblüte

grauer Himmel zieht –
winzige bordeaux Blüten
blüh’n am Haselstrauch

Frischer Schnee

wie er glänzen kann!
der Morgen auf der Brust
des ersten Schnees