Haiku
🌿Augenblicke aus Atem und Wind
In einer Welt, die oft zu laut denkt und zu schnell spricht, lauscht das Haiku dem Flüstern.
Es ist kein Gedicht wie andere – es ist eine Geste, eine geöffnete Hand
für das Flüchtige,
das Lebendige, das Vergängliche.
Ein Haiku sagt wenig und meint viel. Es braucht nicht viele Worte,
denn es kennt die Kraft
der Stille.
Es fängt den Moment wie Tautropfen im ersten Licht –
und lässt ihn wieder gehen.
Diese Sammlung wandert mit den Jahreszeiten:
sie folgt dem Falter durch den Frühling,
lauscht den Liedern des Sommers,
verneigt sich vor der Vergänglichkeit des Herbstes
und ruht im Schweigen des Schnees.
Immer wieder aber kehrt sie zurück zum Wesentlichen:
zum Staunen, zum Spüren, zum einfachen Sein.
Gänseblümchen
ganz im grünen Gras
träumt ein kleines Gänseblümchen
von der weiten Welt
Frühlingsbote
in der Morgensonn’
flattert ein Zitronenfalter –
gelbes Frühlingskleid
Morgenspaziergang
Licht aus fließendem
Gold und Vogelgesang – wie
Musen für Verse
Die Rose in der Knospe
tiefer Wunsch zu blühn –
eine Knospe hält den Duft
der Liebe bereit
Löwenzahn
weiße Elfentanz
über gelbem Löwenzahn –
Wunsch fliegt in die Welt
Frühlingserwachen
Blüten, zart entfaltet
Sonnenstrahl auf zartem Grün–
Frühlingswind erwacht
Morgendämmerung
Tautropfen glänzen
tränengleich auf Blütenpracht –
ein letzter Nachtgruß
Open-Air-Konzert
im Gras, wild und frei
zirpen Grashüpfer im Takt –
Sommerkonzert klingt
Naturfarbenspiel
entlang Weg und Bach
blüht der Sommer mit Farben –
Natur tanzt im Wind
Herbst I
tiefer Nebel fällt –
Silhouetten von Bäumen
lautlos im Erwachend
Herbst II
verfärbtes Blatt fällt
und der Wind nimmt es mit fort –
ein stiller Abschied