Senryü

Der Mensch im Alltagsbild, mit Augenzwinkern oder Ernst. Fünf – sieben – fünf Silben (thematisch frei).


Zyklus: Herzsplitter in 17 Silben

Siebzehn Silben–
Mehr braucht es nicht, um einem Moment ein Zuhause zu geben.
Siebzehn Verse–
Spuren von Nähe, Verlust, Zärtlichkeit und Stille.

Sie sagen nicht viel. Aber manchmal genügt ein einziges Bild, ein einziger Klang,
um etwas zum Schwingen zu bringen. Manche Worte tragen Zärtlichkeit,
andere Verlust. Und manche nichts als das Schweigen zwischen zwei Blicken.

Wer liest, darf mitgehen. Oder stehen bleiben.
Denn manchmal ist schon das Innehalten eine Form von Nähe.


Verse 1 - 6 – Manchmal genügt ein Blick, um zwei Leben für einem Moment ineinander zu verschränken.

▪Etwas nicht tun.
Alles so lassen, wie’s ist –
Geduld schafft Raum.

▪Halb leere Flasche–
Zärtlichkeit fließt wie ein Strom
durch verirrte Blicke.

▪Begegnung geschieht.
Nicht immer mit einem Wort –
manchmal nur im Blick.

▪Traum bleibt im Halbschlaf –
Hoffnung in zarten Schleiern,
die der Morgen stiehlt.

▪Dein Blick streift mich.
Ein halbes Lächeln bleibt
zwischen zwei Gedanken.

▪Dein Name im Wind.
Ich träumte dich aus Staub,
ein Hauch blieb zurück.

Verse 7 - 11 – Loslassen heißt: Die Wärme noch spüren, während sie geht.

▪Schweigend gehütet–
flüssiges Silber tropft still.
Ein salziger Schluss.

▪Reise ohne Ziel.
Jeder neue Tag beginnt
mit der Frage: Wohin?

▪Die Scherben glänzen.
Was in mir zerbrach, flüstert
leiser als je zuvor.

▪Zärtlichkeit verdorrt.
Im Sinnennetz meiner Brust
zittert schwarzer Staub.

▪Kein Wort im Raum.
Nur die Erinnerung spricht
in verschlossnen Tönen.

Verse 12 - 17 – Wo Worte fehlen, beginnt manchmal das Verstehen.

▪Im alten Spiegel
das Gesicht meiner Mutter.
Ich lächle zurück.

▪Ein Traum verblasst still.
Wie Nebel auf warmer Haut
löst sich mein Verlangen.

▪Tiefer als Gedanken –
dort, wo kein Licht je reichte,
schläft die alte Angst.

▪Ein Lächeln im Bild.
Die Zeit hat dich vergessen –
mein Herz aber nicht.

▪Schwarz glänzt die Seele,
wenn sie niemand mehr befragt
und nur noch atmet.

▪Feine Fäden zieh’n
von deiner Stimme zu mir –
kaum hörbare Nähe.

Zyklus: Herzsplitter in 17 Silben Nachklang

Ein paar Worte blieben.
Ein Blick, der sich nicht mehr wiederholt.
Ein Gedanke, der leise ausläuft
wie ein Tropfen auf Holz.

Wer liest, hat berührt.
Wer fühlt, lässt etwas zurück.

Vielleicht ein Hauch.
Vielleicht ein Name.
Vielleicht nur ein leiser Riss
im eigenen Spiegelbild.

Und manchmal
genügt das.

Alle Texte und Bilder © AH 2025


Bonus

Ewiges Licht

Dein Licht bleibt in mir
glüht hell in meinen Gedanken –
ewige Flamme.

Glut

Dein Blick trifft mein Herz. Leise Glut im tiefen Schweigen – Seele hält dich fest.

Stille I

In der Stille
spricht oft das, was keine Worte
je zu sagen kennt kennt.

Stille II

Stille, sanft und klar,
Worte verblassen im Nichts.
Gedanken tanzen frei.

Stille III

Stille wird spürbar,
wenn das Herz lernt zwischen
Pulsschlägen zu atmen.

Seelenverwand

Feine Fäden zieh’n
von deiner Stimme zu mir –
fast lautlose Nähe.

Halt

Ich halte mich fest,
an den
zerrissnen Fasern
meiner Gedanken.

Loslassen

Loslassen beginnt,
wenn die Hand noch warm hält,
doch leise verhallt.