🌱Aus der Stille gewachsen – Zeile für Zeile wie aus einem inneren Kokon.
Eine der ältesten japanischen Gedichtformen –
weniger bekannt als das Haiku, doch von ebenso stiller Kraft.
Es folgt keinem starren Maß von drei Zeilen,
sondern wächst in sanften Wellen aus 5- und 7-Silben-Rhythmen,
bis es mit einem 7-7-Schluss zur Ruhe kommt.
Zwischen Vergänglichkeit und Gedankenfluss –
das Chōka spricht, wo das Schweigen beginnt.
❄️ Nachhall des Regens
Schweigt sanft der Regen,
flüstert leis’ aufs Glas hinab,
Tropfen verwehen,
spurlos auf dem kalten Pfad.
Hinter trüben Scheiben
ziehn Stimmen in dunkle Nacht,
Herz trägt ein Flüstern,
leise bleibt es zurück.
Blätter fallen still,
tanzen auf dem grauen Wind,
sinken zum Boden,
zeichnen vergängliche Spur.
Erinnerung ruft,
flüchtig wie der Nebelschleier,
trägt weit und leise,
was längst verloren schien.
Stille hüllt die Welt,
Zeit verrinnt wie kaltes Licht,
doch in der Seele
klingt ein Ton unvergessen.
🍂 Zwischen den Winden
Der Sommer vergeht,
eine milde Brise weht.
Licht flimmert im Feld,
zittert auf den Halmen sacht
wie ein fremdes Lied,
zieht mir durch das Herz und fort.
Ich verharre still,
und das Gold beginnt zu tanzen
auf dem Pfad vor mir.
und mein Schritt verliert sich bald.
Herbst zieht in mich ein,
legt sich schwer auf meine Lider
wie ein dunkler Hauch.
Fensterscheiben tränen leise,
tropfen ohne Klang.
Eos steigt nur zäh empor,
müde und allein,
verhüllt in graues Schweigen.
Ostwind sticht ins Herz,
trägt Gedanken fort in Kreisen,
fern von meinem Blick.
Still erstarrt mein stummer Atem,
und die Stimme flieht.
Leere füllt den Raum mit Frost,
kein Laut kehrt zu mir zurück.
Nordwind reißt die Türen auf,
verweht die letzten Farben,
aus dem Bild der Welt.
Kälte senkt sich leise nieder,
und der Winter steht bereit.
🌘 Zwischen gestern und Morgen
Augen schließen still
Schatten spinnen feine Fäden
Kokon aus Gedanken
schützt vor Sturm und Dröhnen
wartet leise auf das Licht
atmet neues Leben ein
Stille wird mein Raum
wo ich mir begegnen darf
zart und ungeschützt
Zeit verweilt als stiller Zeuge
Wandel schreibt sich tief ins Sein
öffnet Tore sanft und hell
Unsichtbare Kraft
trägt mich in das dunkle Blau
wächst im nächt’gen Fluss
fließt in jedem Atemzug
formt das Neue sanft hervor
führt mich in das Morgenlicht
Hülle reißt entzwei
Falterflügel spreizen weit
leicht und mutig nun
zwischen gestern und dem Morgen
träumt von Freiheit still
schwingt hinaus in offene Weiten
Flügelschlag erklingt
leise zieht der Wind mich fort
weite atmet frei im Licht