II. Sommer – zwischen Glut und Leichtigkeit
Es ist das Übermaß, das den Sommer ausmacht.
Der Himmel spannt sich weit, fast stolz, über das flirrende Land.
Die Tage scheinen endlos, das Licht verweilt länger als nötig –
als wüsste es um seine Vergänglichkeit.
Manchmal, in dieser Fülle, spüre ich das Gegenteil:
eine Leere, die sich im Licht verbirgt.
Manchen Sommern war ich ganz Licht – ekstatisch, übermütig.
In anderen zeigte mir die Sonne den Schatten, den
ich nicht sehen wollte.
Die Hitze presst den Tag in die Zeit – zäh, verlangend, verführerisch.
Ich liege im Gras, die Haut warm, der Blick verschwommen.
In der flirrenden Luft beginnt alles zu schweigen. Am Horizont türmen sich
Gewitter, nicht nur aus Wolken, auch aus Erinnerungen.
Plötzlich ist da dieser eine Sommerabend,
der riecht nach Heu, nach Salz auf der Haut,
nach Sehnsucht.
Und nach etwas, das nie ganz zu fassen war.
Ein Fest des Augenblicks – und doch immer auch der Abschied davon.
Eine Lerche steigt auf, und ihr Gesang ruft nach oben – wie eine Erinnerung daran,
dass Leichtigkeit nicht flieht,
sondern wohnt. Vielleicht in mir selbst.
Der Sommer ist kein Ziel, sondern ein Übergang.
Er schenkt uns das Übermaß,
damit wir das Maß in uns selbst finden.
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