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Humor

Wimpernschlag

Kleine Humoreske aus Frauensicht

Wer mich reizt – im Gesicht oder im Kopf –
und in meiner Umlaufbahn landen will,
schaltet es frei: Aussehen auf Sendung.
Badlicht an, Spiegel auf 120 %.
Primer gegen Rot,
Concealer gegen Nacht,
Wimpernzange als Manövrierhaken.
Der Eyeliner ist ein Hochseil.

Das Handy vibriert: „Bin gleich da.“
Gleich ist eine Lüge in 10-Minuten-Schritten.
Föhn gegen Wetterbericht, Stufe 5.
Eine Laufmasche mit Klarlack gestoppt.
Bequeme Schuhe? Verworfen.
Hübsche Schmerzen: angezogen.

Draußen prüft die Realität:
Aufzuglicht ist Feindlicht,
der Wind signiert die Frisur neu.

Im Café sagt er:
„Du siehst toll aus – so natürlich.“
Ich nicke und schlucke drei Schichten Chemie.

Er schwärmt von offenem Grundriss,
unverschämt bequemem Sofa und einer Doku,
die man „unbedingt mal zusammen“ sehen müsste.
Ich höre die Bettfrage – in Samtpapier verpackt.

Ich rechne still:
Zeitkonto −47 Min, Nervenkonto −3, Pflaster +1.
Möchte ich ihn? Mir genügt der kleine Finger –
wenn der Lack trocken ist und die Hand frei.

„Hübsch“, sagt er. „Niete“, denke ich.